Wir achten die Gesamtpersönlichkeit der (werdenden) Mütter/ Väter und zeigen ihnen behutsam neue Wege auf. Wir fördern die Entwicklung von positiven Beziehungen und bauen auf deren Grundlage Probleme und Schwierigkeiten ab. Mit individueller Unterstützung, konkreter Hilfestellung und intensiver Förderung durch die pädagogischen Mitarbeiter/ innen, sollen die (werdenden) Mütter/ Väter eine Selbstständigkeit erreichen, die es ihnen schrittweise ermöglicht, ihr Leben mit ihrem Kind planen, organisieren und gestalten zu können.

Unser Angebot ist in sechs Handlungsbereiche unterteilt: 

 

1) Alltagspädagogische Betreuung für (werdende) Mütter/Väter
In diesem Bereich geht es vorrangig um das Eintrainieren von Tagesstrukturen. Der Tagesablauf ist gekennzeichnet von Kontinuität und Zuverlässigkeit. Strukturmerkmale des Alltags sind wiederkehrende Rituale, Rhythmen, Aufgaben, Standardsituationen, wie z.B. Mahlzeiten, Freizeit etc. und Routinen, die die Erfüllung der Grundbedürfnisse von Mutter/Vater und Kind sichern. Die Bewältigung des Alltags schafft elementare Voraussetzungen für eine generelle, im Fall der Mütter/Väter auch für deren spezifische, Lebensbewältigung. Eine ansprechende Wohnumwelt, die eine positive und heilende Wirkung auf das seelische Wohlbefinden der (werdenden) Mütter/Väter und Kinder hat, ist äußeres Merkmal für Sozialisationsbedingungen, die dazu beitragen, Defizite aus Kindheit und Jugend aufzuarbeiten und auszugleichen, wodurch gelerntes Verhalten verändert und neues eingeübt werden kann.


2) Sozialpädagogische Betreuung für (werdende) Mütter/ Väter
Neben die systematische Bewältigung des Alltags tritt individuelle sozialpädagogische Betreuung, die sich in Betreuungsmaßnahmen und besondere Förderangebote gliedert. Die spezifischen Probleme der jungen Frauen/ Männer werden durch sozialpädagogische Einzelgespräche, medizinische Beratung, Unterstützung und Begleitung zu Ärzten, freizeitpädagogische Einzelangebote und den Einsatz des Triple P (Positiv Parenting Program) zur ressourcenorientierten Erziehung aufgearbeitet.

 

3) Sozialpädagogische Betreuung für Mutter/ Vater und Kind

Ein Schwerpunkt und von besonderer Bedeutung für unsere Arbeit ist die Förderung von Interaktion zwischen Mutter/ Vater und Kind. Wir beraten die Mutter/ den Vater in ihrer/ seiner Beziehung zu ihrem/ seinem Kind und leiten sie in lebenspraktischen Situationen an. Grundlagen werden vermittelt und die mütterliche/ väterliche Zuwendung gefördert und intensiviert. Das Glauben der Mutter/ des Vaters an die eigenen Fähigkeiten wird gestärkt und somit wird sukzessive das Vertrauen des Kindes zu der Mutter/ zu dem Vater nachhaltig ausgebaut und die Bindung gefestigt. Hierbei geht es insbesondere um eine umfassende Anleitung der Mutter/ des Vaters, damit das Kind seinem Alter entsprechend Spiel- und Förderangebote erhält. So unterstützen wir beispielsweise bei der Förderung motorischer und kognitiver Fähigkeiten sowie der Sprachentwicklung. Unter Einbeziehung jahreszeitlicher Besonderheiten, sowie religiöser und kirchlicher Fest- und Feiertage entsteht eine Struktur, die der Mutter/ dem Vater als Orientierungshilfe dient. Wir unterstützen die Mutter/ den Vater bei der Pflege von Kontakten zu Krabbel- und Spielgruppen, Kindergärten und Schulen und bauen so Schwellenängste ab. Gemeinsam mit der Mutter/ dem Vater schaffen wir so Bedingungen, unter denen die Kinder wohlbehütet und umfassend gefördert aufwachsen, Selbstvertrauen entwickeln und einen gesicherten Start ins Leben haben.

 

4) Betreuung der Kinder
Verlässliches Betreuungsangebot vor Ort zur kurzfristigen Entlastung der Mutter/ des Vaters beispielsweise in Akutsituationen, aber auch geplant zur Wahrnehmung von in- oder externen Terminen.

Wir betreuen die Kinder bei schulischen bzw. beruflichen Abwesenheitszeiten (soweit diese nicht durch Regelangebot, wie Krippe bzw. Kita realisiert werden kann) der Mütter/ Väter. Die Betreuung von bis zu 3 Kindern findet durch die diensthabende Betreuungskraft in der Gruppe statt. Ab 4 Kinder findet die Betreuung in einer gesonderten Gruppe statt.

 

5) Pädagogische Gruppenangebote

Unsere pädagogischen Interventionen sollen auch die Möglichkeit des Einzelnen als aktives Mitglied einer Gruppe zu agieren, positiv beeinflussen. Gruppenaktivitäten, bei deren Planung und Gestaltung die (werdenden) Mütter/ Väter möglichst aktiv werden, finden in unterschiedlichen Rhythmen statt.

 

6) Vorbereitung der Mütter/ Väter auf den Arbeitsmarkt

Im Regelfall gehen die (werdenden) Mütter/ Väter zum Zeitpunkt der Aufnahme keiner Erwerbstätigkeit nach. Durch einrichtungsinterne Schulungen/Förderung sollen die (werdenden) Mütter/ Väter die Grundlage für Berufstätigkeit legen. So werden zum einen die fundamentalen Grundlagen wie z.B. Rechtschreibung, Gedächtnistraining, etc. gelegt und zum anderen erlernt die Mutter/ der Vater ihre/ seine eigene Tagesplanung so zu strukturieren, dass sie pünktlich, gepflegt und mit den notwendigen Vorbereitungen den jeweiligen Termin wahrnehmen kann.

Wenn die (werdenden) Mütter/ Väter diese Ziele erfüllen, kann auf Basis unserer Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit an Maßnahmen teilgenommen werden, die weitergehend auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Die Einrichtung steht mit der Bundesagentur für Arbeit in einem regelmäßigen Kontakt, um Möglichkeiten für jede einzelne junge Frau/ jeden einzelnen jungen Mann zu besprechen. Während der Abwesenheit der Mütter/ Väter werden die Kinder in der Einrichtung betreut.

Alle oben genannten sechs Handlungsbereiche werden in allen 3 Phasen der Betreuung eingesetzt. Die jeweiligen Schwerpunkte in der Betreuung sind abhängig

  • von den individuellen Hilfezielen (aus Hilfe- und Handlungsplanung)
  • den Kompetenzen und Potentialen der Mütter/ Väter
  • der Bereitschaft zur Mitwirkung und
  • den notwendigen Kontrollfunktionen
    von unserem Strukturmodell der 3 Entwicklungsstufen

Methodische Grundsätze

Ein methodischer Grundsatz zum Erreichen oben genannter Ziele ist das Verstehen der individuellen Lebenssysteme. Ein demokratischer Umgang, die Lebensweltorientierung und die Vorbildfunktion sind Pfeiler unserer Arbeit. „Bei den Stärken ansetzen“ ist ein weiterer Grundsatz. Durch das Arbeiten von festen Teams in der jeweiligen Wohneinheit wird eine vertrauensbildende Atmosphäre zur Basis der pädagogischen Arbeit. Erreichbare Ziele werden gemeinsam erarbeitet und festgelegt, deren Realisierung wird durch kontinuierliche Verstärkung positiver Verhaltensweisen gefördert. Mechanismen zur Selbstkontrolle werden besprochen und ausprobiert. Ein grundsätzlich wertschätzender und akzeptierender Umgang unterstützt die individuelle Entwicklung. Geleitete Einzel- und Gruppengespräche fördern die Sozialkompetenzen der (werdenden) Mütter/ Väter und bieten Gelegenheit, Erlebtes zu reflektieren und zu verbalisieren. Ein ausgewogenes Verhältnis von regelmäßig auszuführenden Aufgaben und freier Entfaltungsmöglichkeit fördert die Entwicklung von Zuverlässigkeit und Selbstverwirklichung.

 

Neben der individuellen Einzelarbeit hat Gruppenarbeit in unserer Einrichtung einen außerordentlich wichtigen Stellenwert. Wir arbeiten mit offenen und in sich geschlossenen Gruppen sowie mit Gruppen, die sich an Themen orientieren oder ausschließlich der Begegnung dienen.

 

In den themenbezogenen Gruppen arbeiten die Teilnehmenden in der Regel  in einem vorab definierten Zeitraum; die Zusammensetzung bleibt häufig in sich geschlossen. Für einzelne Mütter/ einzelne Väter kann ein Zugang im laufenden Prozess ermöglicht werden. Die Inhalte der Gruppenarbeit setzen an den Bedürfnissen und den jeweiligen individuellen Zielsetzungen der Teilnehmenden an. Wir streben dabei eine Mischform aus handlungs-, erlebnis- und themenorientierten Inhalten an.

Prozessbegleitung (Bezugsbetreuung)

Durchgängig arbeiten wir mit dem System der Prozessbegleitung (Bezugsbetreuung). Dies bedeutet, dass jede betreute Person einer pädagogischen Mitarbeiterin/ eines pädagogischen Mitarbeiters verbindlich zugeordnet ist und alle relevanten Aktivitäten gemeinsam partizipativ geplant und wesentlich gestaltet werden. Prozessbegleiter/ innen sind auch die jeweils direkten Ansprech- und Kommunikationspartner/ innen für alle am Erziehungsprozess beteiligte Personen und Instanzen (Jugendamt, Eltern, Familie, Schule, Ausbildung usw.). Unterstützung und fachliche Begleitung erfahren Prozessbegleiter/ innen durch die Pädagogische Leitung, die psychologische Fachkraft und die Kolleg/ innen des jeweiligen Teams.

Ziele der pädagogischen Arbeit

Ziele zur individuellen Entwicklung von Mutter/ Vater und Kind
• Psychische Stabilität
• Positive Persönlichkeitsentwicklung
• Identitätsfindung, auch in der Rolle als Frau/ Mann, Mutter/ Vater, Partnerin/ Partner
• Stärkung des Selbstwertgefühls (Aufbau einer Ich-Stärke)
• Emotionale Ausdrucksfähigkeit verbessern
• Unterstützung Bindungsaufbau
• Kompensation und Überwindung von Schwächen und Ängsten
• Entwicklung von Lernmotivation
• Integration in schulische und/oder berufliche Ausbildungsgänge
• Entdeckung eigener kreativer Möglichkeiten
• Entwicklung eines Gesundheitsbewusstseins
• Möglichkeiten der Strukturierung des Tages- und Wochenablaufes erarbeiten
• Erlangen von Grundkenntnissen in der Haushaltsführung
• Heranführung an den Umgang mit Finanzen
• Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit Behörden und öffentlichen Stellen
• Bereitschaft zur Nachbarschaftspflege fördern

 

Ziele zum Umgang mit dem Kind
• Aufbau und Stabilisierung der Mutter/ Vater-Kind-Beziehung
• Vermittlung von theoretischen Grundlagen zur kindlichen Entwicklung
• Erlernen der Erziehungskompetenz
• Kompetenzen zur altersgemäßen Förderung des Kindes erlernen
• Überforderungssituationen frühzeitig erkennen und vorbeugen

 

Ziele zur Partnerschaft
Grundsätzlich unterstützen wir alle für die Mütter/ Väter und Kinder wichtigen Partnerschaften, Beziehungen und sozialen Kontakte. Im Rahmen der Zusammenarbeit ist dies insbesondere wichtig für die sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden und die Entwicklung der Mütter/ Väter und Kinder auswirkenden Bezüge.
• Reflexion von Partnerbeziehungen
• Einen bewussten Umgang mit Sexualität, Verhütung erarbeiten
• Erhalt und Entwicklung wichtiger und förderlicher sozialer Bezüge, z.B. Freunde, Familie, Partnerarbeit